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Dabei beim Venediger Rush: von Salzburg auf den Großvenediger

Insgesamt knapp 200 Kilometer und 4.000 Höhenmeter. Auf dem Rad, zu Fuß und mit Tourenski. Von Salzburg über das Sulzbachtal bis hoch auf den höchsten Berg Salzburgs: den 3.666 Meter hohen Großvenediger. Extremsport ohne Wettkampf. Das ist der Venediger Rush. Unsere Autorin Alexandra Arendt hat sich mit zwei Freunden der Herausforderung gestellt. Belohnt wurde sie mit einem atemberaubenden Gipfelerlebnis und einer traumhafter Powderabfahrt.

In Kanada lässt man sich mit dem Heli den Berg hinauf fliegen, um die besten unberührten Powderruns zu erleben – wir haben es im Salzburgerland mit Tourenski aus eigener Kraft hinauf geschafft und noch einen drauf gelegt: Gestartet sind wir in Salzburg Grödig, knapp 200 Kilometer vom Gipfel entfernt. Belohnt wurden wir mit überraschend guten Powder und Firn – ein Traum im Mai!

Ziel erreicht: der Gipfel des Großvenediger auf 3.666 m

Venediger Rush 2019: Umplanung durch Wetterumschwung

Doch der Weg dahin ist alles andere als einfach. Am 2. und 3. Mai sollte es losgehen: An zwei Tagen mit dem Rennrad, zu Fuß und den Tourenski hoch auf die weltalte Majestät: den Großvenediger. Schon bei meinem ersten Venediger Rush vor zwei Jahren hatte das Wetter nicht mitgespielt, 300 Meter vor dem Gipfel mussten wir umkehren, zu gefährlich waren die Bedingungen im Schneesturm und Nebel am Gletscher. In diesem Jahr klang die Vorhersage ähnlich. Und gleich für mehrere Tage. Ein Gipfelversuch? Unmöglich!

Dementsprechend hat das Veranstalter-Team rund um Hans-Peter Kreidl in Absprache mit den Bergführern alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Rush einen Tag vorzuverlegen und alle Teilnehmer informiert. Für die meisten eine zusätzliche Herausforderung, für uns fast ein Grund zur Absage, da wir in der Nacht anreisen  und uns vorab auf sehr wenig Schlaf einstellen mussten. Doch die Vorfreude und Aussicht,  Traumbedingungen am Berg vorzufinden, reichten, um die Zweifel beiseite zu schieben und die lange Fahrt in den Süden anzutreten.

“Der gemeinsame Gipfel zählt”

Mit wenig und oder gar keinem Schlaf fällt der Startschuss für uns und insgesamt rund 30 ambitionierte Teilnehmer in Salzburg Grödig um 6 Uhr morgens, ein langer, anstrengender Tag steht bevor. Profi und Hobbyathleten sind beim Venediger Rush gemeinsam am Start. Der Rush ist ausdrücklich kein Rennen. “Stattdessen zählt das Miteinander, der gemeinsame Gipfel”, erklärt Hans-Peter Kreidl, der den Venediger Rush vor sechs Jahren ins Leben gerufen hat.

Entstanden ist die Idee durch eine Radtour aus seiner Heimat Neukirchen nach Salzburg, wo bereits sommerliche Temperaturen herrschten, während in den Bergen noch Schnee lag. “Da kam die Frage auf: Wie kann man diese beiden Jahreszeiten verbinden?”, erzählt er. Der Venediger Rush war geboren. Mittlerweile ist daraus eine ganze Serie entstanden: Jeweils geht es aus der Hauptstadt eines österreichischen Bundeslandes auf den jeweiligen höchsten Berg. Im Jahr 2018 fand zudem erstmal der Deutschland Rush statt. Ein Erfolgskonzept, das zahlreiche Bergsportler anspricht.

Vom Rad in die Berge

Jubel bei der Zielankunft mit dem Rad in Neukirchen.

Viele Rush-Teilnehmer sind Wiederholungstäter, sie wissen – so wie ich – bereits, was auf sie zukommt. Fluch und Segen zugleich: Denn die Anstrengung des langen ersten Tages kenne ich nur zu gut. Doch das Radfahren läuft super. Zunächst radeln alle gemeinsam, doch bald teilen sich erste Gruppen auf. Zunächst kämpfen wir mit Nässe und Kälte, doch nach wenigen Stunden zeigt sich endlich die Sonne. Außerdem: Mit den Bergen im Blick macht das Radfahren einfach nur Spaß. Nur einmal müssen wir absteigen – die Straße ist gesperrt.

Nach einer Stärkung in Kaprun sind es nur noch 50 Kilometer purer Genuss nach Neukirchen, mit traumhaften Bergpanorama, schönen aber kurvigen Radwegen, viel Sonne und schnellem Tempo! Das Mittagessen und der anschließende Wechsel auf Laufschuhe und Tourenski steht schließlich noch bevor. Jetzt geht es in die Berge und weitere 1.600 Höhenmeter stehen an. Gemischte Gefühle bei uns: Es wird unglaublich schön und richtig anstrengend!

Skitour auf die Kürsinger Hütte: Aufgeben ist keine Option

Durch den schneereichen Winter ist die Schneegrenze immer noch sehr niedrig, so dass wir nur sieben Kilometer laufend zurücklegen und früh auf die Tourenski wechseln. 22 Kilometer und etwa 1.600 Höhenmeter stehen noch bevor, bis die Kürsinger Hütte, unser Schlafplatz für die nächste Nacht, erreicht ist und der anstrengende erste Tag ein Ende findet. Selten habe ich mich mehr auf das Bett in der Hütte gefreut. Doch bis dahin ist Kämpfen angesagt! Jeder Teilnehmer hat mit seinen ganz eigenen Herausforderungen zu kämpfen: schmerzende Beine, müde Muskeln durch die hohe Vorbelastung, dünner werdende Höhenluft, Blasen an den Füßen oder ein zu schwerer Rucksack…

Ab in die Berge: Am Ende des ersten Tages geht es auf Ski bis zur Kürsinger Hütte.

Meine größte Herausforderung: der fehlende Schlaf. In der Nacht zuvor angereist, um es rechtzeitig zum vorgezogenen Start zu schaffen, wird Schlaflosigkeit und Schwindelgefühl zunehmend zum Problem. Ich kämpfe – vor allem gegen meinen Kopf. Ich bin kurz davor aufzugeben, frage mich, ob ich es überhaupt noch schaffen kann. Kopfkino. Was wäre wenn? Aber Aufgeben ist keine Option – und das nicht nur im übertragenen Sinne. Denn es wird dunkel. Der Rückweg wäre zu weit. Motiviert durch die Bergführer und weitere Teilnehmer, die genauso kämpfen müssen, erreicht meine Gruppe gegen 20:45 Uhr, kurz nach Sonnenuntergang, endlich die Kürsingerhütte. Pure Erleichterung! Unglaublich, was der Körper noch leisten kann, wenn man denkt, dass es einfach nicht mehr geht.

Gipfelsturm: Traumtag am Großvenediger

Seilschaft am Gipfel des Großvenediger

Seilschaft am Gipfel des Großvenediger

So hart der erste Tag war, umso schöner wird zweite: Der Wecker klingelt um fünf Uhr. Nach fünf bis sechs Stunden Schlaf fühle ich mich erholt, die Schlaftrunkenheit ist verschwunden. Das Wetter soll grandios werden! Zum Sonnenaufgang machen wir uns auf den Weg, um die letzten 1.300 Höhenmeter bis zum Gipfel des Großvenedigers hinter uns zu bringen. Nach kurzem Aufstieg und der Abfahrt zum Gletscher teilen wir uns in Seilschaften mit unserem Bergführer auf. Nach den Erlebnissen am Vortag bin ich froh, mich für eine langsamere Gruppe entschieden zu haben. So wird die Skitour auf den Gipfel zum Genuss!

Endlich kann auch ich die atemberaubende Landschaft und den strahlenden Sonnenschein genießen und die Anstrengung rückt etwas in den Hintergrund. Das Panorama: Wahnsinn! Plötzlich taucht schon der Gipfel auf, die Zeit ist nahezu verflogen: Nach guten vier Stunden erreichen wir das Gipfelkreuz des Großvenedigers auf 3.666 Metern Höhe! Glücksgefühle pur! Freudentränen und unendliche Erleichterung! Mein zweiter Gipfelversuch ist von Erfolg gekrönt und könnte kaum schöner sein.

Powder und Firn zur Belohnung

Wer aufsteigt, muss auch wieder runter. Und das geht bekanntlich immer irgendwie.
Wir haben großes Glück: Die Abfahrt ist unglaublich! Nach dem Neuschnee in den vergangenen Tagen gibt es frischen Powder, der in Firn übergeht. Wahnsinn! Lediglich die letzten Höhenmeter auf Ski werden nochmals anstrengend. Doch über mehr als tausend Höhenmeter ist die Abfahrt purer Genuss. Was könnte eine schönere Belohnung sein? Am Ende des ersten Tages war ich noch überzeugt, mich nie wieder einer solchen physischen und mentalen Anstrengung auszusetzen, bei der anschließendem Finisher-Feier in Neukirchen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus: Die ersten Pläne für neue Herausforderungen werden geschmiedet. Und wer weiß, vielleicht stehen wir auch im nächsten Jahr wieder auf dem Gipfel der Jahrtausende alten Majestät.

 

Die Finisher des Venediger Rushs 2019 im Ziel in Neukirchen

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